Die Vermittlungs-Organisation verfügt teilweise über einen festen Stamm an Gastfamilien; Menschen überall in Kanada, die jedes Jahr aufs Neue einen Austauschschüler in ihr Heim aufnehmen.
Häufig gestaltet sich die Arbeit der Agenturen aber viel schwieriger. Obwohl kanadische Gastfamilien eine kleinen finanziellen Zuschuss erhalten, ist es vielen durch die wirtschaftliche Lage unmöglich, noch eine Person „durchzufüttern“. Auch die Aussicht darauf, dass sie erst einmal auf „Herz und Nieren“ geprüft werden, schreckt manche Familien ab. Dies wird als Einschnitt in ihre persönliche Freiheit empfunden; die hat für Kanadier einen hohen Stellenwert.
Empfehlungen und Infoabende
Viele Organisationen sind auf Empfehlungen von Bekannten angewiesen. Andere veranstalten Infoabende, annoncieren explizit in Tageszeitungen oder gehen persönlich von Tür zu Tür. Wenn Interessenten gefunden wurden, treffen sich die Mitarbeiter der Vermittlungs-Agentur (oder des Schuldistrikts in Kanada) mit ihnen und machen sich, während eines persönlichen Gesprächs mit allen Familienmitgliedern, ein Bild von der potenziellen Gastfamilie und ihrem Zuhause.
- Kommt der Gastschüler in sozial gefestigte Verhältnisse?
- Welchen Eindruck macht der Haushalt in Bezug auf Ordnung und Sauberkeit?
- Kann sich die Familie ein zusätzliches Mitglied finanziell leisten?
- Kann dem Gastschüler ein eigenes Bett und ein Bereich zum Lernen bereitgestellt werden?
Zusätzlich müssen zwei persönliche Empfehlungsschreiben durch die Familie eingereicht werden, die nicht von Verwandten geschrieben sein dürfen. Außerdem müssen sich alle Familienmitglieder im Alter von 18 Jahren oder älter einem „criminal background check“ unterziehen.
Wenn die Familie als geeignet eingestuft wird, dann darf sie sich aus einer Reihe an Bewerbungen ein „Kind auf Zeit“ aussuchen.
Schülerwünsche
Auch wenn Schüler aus Deutschland nicht selber festlegen können, wo und wie sie in Kanada leben möchten, ist es durchaus möglich, bei der Bewerbung Wünsche zu formulieren. Wer Tiere mag, träumt sich womöglich auf eine Farm. Wer Klavier spielt, wünscht sich eventuell eine musikalische Gastfamilie. Wer auf Wassersport steht, würde vielleicht besonders gern in einer Küstenregion leben. Und wer Einzelkind ist, wünscht sich vielleicht eine Horde Gastgeschwister.
Tipp: Am besten stellt man das in den Vordergrund, was einem besonders wichtig ist, da sicherlich kein langer Wunschkatalog erfüllt werden kann. Übrigens kann es auch passieren, dass eine Familie dich auswählt, gerade weil du so anders bist als sie!
Ehrlichkeit gefragt
Bereits in der Bewerbung sollten Allergien oder spezielle Ernährungsgewohnheiten (z.B. Vegetarismus oder Lebensmittelunverträglichkeiten) angegeben werden, auch wenn die Vermittlung oft erschwert ist. Vor Ort kann es andernfalls zu Schwierigkeiten kommen. Denn eine Familie mit einem Reiterhof kommt sicherlich nicht für Pferdehaar-Allergiker in Frage. Die Organisation in Kanada wird versuchen, so gut wie möglich auf die Bedürfnisse einzugehen.
Entscheidung kurz vor Start
Oft dauert es ein paar Tage bis sich die Gastfamilie definitiv für oder gegen die Gesellschaft eines Gastschülers entscheiden. Da die Gastfamilien meist von einem Mitarbeiter des Schuldistrikts gefunden werden, ist ein Platz an der örtlichen Schule sicher. Bei einer Absage beginnt die Suche nach einer Gastfamilie von vorn. Aus dem Grund liegen häufig nur wenige Wochen – manchmal nur Tage – zwischen Zusage und Abflug nach Kanada.