Schon Ambrosius (339-397), ein antiker Politiker, riet: „Wenn du nach Rom kommst mach es wie die Römer“. Auch heute gilt das noch für jegliche Auslandsreisen. Wer sich auf den Weg nach Kanada macht, um dort ein Jahr an einer örtlichen High School zu verbringen, sollte sich vorher einmal mit den Routinen und Gewohnheiten seiner Gastfamilie vertraut machen.
Denn man möchte (im besten Falle) bis zu einem Jahr miteinander unter einem Dach verbringen und nicht nur ein Wochenende. Es ist vielmehr ein Zeichen des Respekts, wenn man sich bemüht, sich in den neuen Familienkreis zu integrieren. Folgende Dinge können sich von der deutschen Kultur (oder auch nur der deutschen Familie) unterscheiden und anderes sein als gewohnt:
Mahlzeiten
Sowohl die Tageszeiten, zu denen Menschen ihre Mahlzeiten einnehmen, als auch die Art und der Umfang der Speisen unterscheiden sich. Die einen frühstücken morgens üppig und bei anderen kommt nur trockener Toast und eine Tasse Tee auf den Tisch. Ebenso ist es auch bei der warmen Mahlzeit am Tag: Im einen Haushalt macht sich jeder selbst, worauf er gerade Appetit hat, in einem anderen wird regelmäßig und aus frischen Zutaten gekocht.
Tagesabläufe und Gewohnheiten
In der einen Familie gibt es feste Regeln und es wird zu festen Zeiten gegessen, Hausaufgaben gemacht oder gemeinsamen Aktivitäten nachgegangen. In einer anderen Familie entscheidet vielleicht jeder wann er gerade wozu Lust hat. Die eine Familie besteht darauf, dass nach dem Duschen jede einzelne Fliese trocken gewischt wird, während in einer anderen die Hygiene unter Umständen eher zu wünschen übrig lässt. Beiden einen läuft das TV-Gerät rund um die Uhr, während andere nicht mal einen Fernseher haben.
Rechte und Pflichten
Man kann eine Familie mit einer Maschine vergleichen: Damit sie funktioniert, müssen alle Zahnräder ineinander greifen und reibungslos laufen. Anders formuliert: Man sollte sich mit den internen Regeln vertraut machen, wenn man in eine Familie aufgenommen werden will: Wer ist fürs Tisch decken oder Müll rausbringen zuständig, wer geht wann ins Bad, bis wann hat man abends zuhause zu sein?
Aus dem Grund sollten Austauschschüler ruhig anbieten, hier und da mit anzupacken – insbesondere wenn Gastgeschwister in der Familie leben und eigene Haushaltspflichten haben.
Reden hilft!
Sich in eine neue Familie einzufügen bedeutet nicht, dass man sich bedingungslos unterordnen muss. Es geht vielmehr darum, Dinge, die Ärger verursachen könnten, zu vermeiden. Das kann natürlich auch ungewollt geschehen: Wer sich im tiefreligiösen Haushalt der Gasteltern, als „echter“ Kanadier beweisen will und ohne Rücksicht auf Umstehende flucht, dürfte auf wenig Anerkennung stoßen. Ebenso kann eine geschlossene Zimmertür als Affront gelten, da es in Kanada üblich ist, alle Türen offen stehen zu lassen (es sei denn man zieht sich um oder schläft).
Tipp: Reden und Austauschen hilft. Zum einen bedeutet das, sich nach der Ankunft in der Gastfamilie sich mit ihnen zusammenzusetzten und sich nach speziellen Familienregeln zu erkundigen. Falls es zu Anfang mit der Verständigung oder dem sich merken der vielen Sachen Schwierigkeiten geben sollte: Es kann nicht schaden, sich alles Wichtige aufzuschreiben.
Wenn einem bestimmte Dinge so wichtig sind, dass man während dem Auslandsjahr in Kanada nicht darauf verzichten will, dann sollte man der Gastfamilie keine Vorwürfe deswegen machen, sondern sie ihr einfach vorschlagen. Es wird kaum Gasteltern geben, die einem „deutschen Frühstück“ abgeneigt sind oder Wünsche beim Einkauf nicht berücksichtigen. Solange man es mit den Gastgebern vernünftig bespricht, lässt es sich ebenso einrichten, in einem Haushalt mit offenen Türen seine Ruhe haben zu wollen.